Bacon Cheeseburger @ Five Guys (Berlin)

Gespeichert von Conse am Fr., 05.03.2021 - 17:37
Angebissener Bacon Cheeseburger mit Beilagen

Es ist sehr still geworden hier bei der Burgerwehr. Der "Endlockdown", der dem "Lockdown Light" folgte, und sich für viele gute Burgermacher wahrscheinlich als "Nero Lockdown" entpuppen wird, dauert an - und damit auch meine Möglichkeit, über Burger zu schreiben. Immer nur die Fastfood und Convenience Burger zu bewerten ist auf Dauer langweilig für mich und für euch. Einen guten Burger bewerten ist andererseits auch schwer, wenn ich ihn nur 2-go oder per Lieferung bekommen kann, was den Eindruck auf jeden Fall beeinflusst. Daher also Funkstille. Bis heute, denn heute teste ich einen Burger, der zwar irgendwo dem Fastfood Segment zuzuordnen ist, aber dennoch was anderes ist: Ich statte Five Guys in Berlin am Alexanderplatz einen Besuch ab.

 

Five Guys mag zwar in den USA grundsätzlich ein Begriff sein und mit über 1500 Filialen weltweit ist die Kette sicherlich nicht der kleinste Player weltweit, aber zu den ganz großen Shooting Stars gehört sie trotzdem nicht. In den USA habe ich dort tatsächlich noch nie gegessen, was sicherlich auch an der Auswahl meiner Bundesstaaten im Nordwesten liegt. Hier gibt es schlichtweg kein Five Guys. Aber auch im allgemeinen Gerede ist mir der Name dort nicht untergekommen. Shake Shack, Fatburger, Burgerville, Freddy's: Es gibt viele Ketten, die es besser machen wollen, als die ganz großen Player und in viele hat es mich schon verschlagen. In Deutschland hingegen ist der Markt für Kettenrestaurants ja im Vergleich eher übersichtlich und es mag auch daran liegen, dass die Eröffnung von Five Guys in jeder deutschen Stadt ein echtes Happening waren. Außerhalb meiner eigenen Wahrnehmung scheint sich aber um die Kette ein regelrechter Kult entwickelt zu haben. Von diversen gewonnen Awards über eine sehr zugetane Internet Community bis hin zu Barack Obama, der sich als Fan der Kette outete, hat der Name offenbar durchaus große Wellen geschlagen.

Kassenbon mit Auflistung aller Toppings auf dem Hamburger
Übersichtliche Quittung, stolzer Preis: Five Guys ist ganz schön teuer.

 

Aber was genau ist denn nun das Konzept von Five Guys und inwiefern unterscheidet es sich von den paar Kettenrestaurants, die wir in Deutschland haben? Die Kette selbst wirbt mit Erfahrung seit 1986 und der Reduktion auf das absolut wesentliche: Pommes und vermeintlich perfekt zubereitete Burger. Zu dieser angeblichen Perfektionen gehörten Frische - Burgerfleisch, Fritten und Toppings sind allesamt niemals tiefgefroren - und die Möglichkeit, sich den Burger selbst zusammenzustellen. Eine große Auswahl an Toppings und Soßen kann frei kombiniert werden. Beides ist jetzt nicht unbedingt ein komplettes Alleinstellungsmerkmal, aber beides klingt zunächst mal gut - auch wenn "nicht tiefgekühlt" jetzt nicht per Definition etwas positives sein muss.

Braune Papiertüte, in der das Essen serviert wird.
Die Bestellung wird stilsicher im US Brown Bag serviert.

 

In Berlin hat sich die Kette bislang eher Standorte ausgesucht, die auf den ersten Blick prestigeträchtig wirken: Alexanderplatz, Ku'Damm, Mercedes Benz Arena. Auf den zweiten Blick offenbaren sich allerdings all diese Lokalitäten als Scheinwunder. Der Alex ist zwar ein Touristenmagnet, aber mit seinem Asifaktor und gleichzeitig steriler Gestaltung eher weniger das Herz des Berlins. Der Ku'Damm, einst blühendes Zentrum der City West, ist schon lange nicht mehr das, was er mal war und auch hier dürften Touristen ein nicht zu verachtender Teil der Zielgruppe sein. Die Mercedes Benz Arena hingegen wird auch von Berlinern frequentiert. Mit Alltagsleben hat das ganze Areal um den Ostbahnhof herum allerdings trotzdem nur bedingt zu tun. Da es momentan kaum Touristen gibt, ist der Alex auch zum Zeitpunkt meines Besuchs relativ asi, aber eben auch relativ leer. Wie alle Gastronomie darf auch diese Burgerkette nur 2go verkaufen. Da man zum Bestellen hereingehen darf, kriege ich aber dennoch das Restaurant zu sehen. Und das bietet zunächst mal herrliche Amerika Klischees. In Weiß und Rot gehalten, eingerichtet mit jeder Menge Plastik, und einem zentralen Bestellcounter, sieht die Einrichtung aus wie eine Mischung aus 50er Jahre American Diner Ästhetik und einem typischen Fastfood Joint.

 

Das Menü ist dabei wirklich überschaubar. Hamburger, Cheeseburger und Bacon Cheesburger in zwei Größen, Hot Dogs und drei Sandwiches gibt es zur individuellen Gestaltung. Dazu gibt es in Erdnussöl frittierte Pommes, Milkshakes und alkoholische und alkoholfreie Getränke. Normalerweise gehört zu den Highlights der deutschen Five Guys Filialen ein Coke Freestyle Automat, mit dem sich die üblichen Softdrinks und verschiedene exotische Geschmacksrichtungen frei nach Belieben in mehr als 100 Kombinationen mischen lassen. Wer also von einer Kirsch-Vanille-Minz Cola mit Zitronenschuss träumt, kann sich das hier zusammenstellen. In Deutschland mag das eine Sensation sein, in den USA gehört das in vielen Läden schon länger zum Standard. Ob einem das die fast 4€ pro Becher wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Immerhin gibt es normalerweise Free Refills während des Besuchs - im Moment ist das ganze System natürlich nicht zu haben. Für den Bierdurst gibt es neben Becks und Corona für 3,75€ auch ein Brooklyn Lager in der Flasche. Die Getränkeauswahl ist also durchaus überdurchschnittlich, aber zu einem entsprechenden Preis.

Hamburger eingewickelt in Alufolie
Der Burger kommt in schmuckloser Alufolie daher.


Auch die Preise für Burger und Fritten sind ambitioniert. Als ich den Preis für den Cheeseburger sehe, entscheide ich mich, mit Bacon aufzustocken, weil der nur noch 50 Cent mehr kostet. Alleine der Bacon Cheeseburger kostet dabei stolze 9,95€ und die kleinste Portion Fritten schlägt mit weiteren 3,75€ zu Buche. Der "Little Cheeseburger" ist rund zwei Euro billiger, leider finden sich nirgends Größenordnungen. Inzwischen weiß ich, dass die normale Größe zwei Patties und zwei Mal Käse umfasst. Der kleine Bruder kommt als Single Cheeseburger daher. Beliebt ist hier wohl ein Burger mit nahezu allen Toppings, inklusive Champignons. Damit kann man mich allerdings jagen. Da ich wissen will, wie sich Five Guys mit gewöhnlichen Toppings schlägt, baue ich quasi eine Art Luxus-Whopper: Salat, Zwiebeln, Tomaten, Gewürzgurke, Ketchup und Mayo. Dazu nehme ich noch gegrillte Zwiebeln, einfach weil ich die liebe. Die Kartoffeln für die Fritten, die laut Five Guys immer tagesfrisch geschnitten und zubereitet werden, kommen heute aus einem kleinen Ort in Holland - ein entsprechendes Schild weist darauf hin. Ich zahle also den stolzen Preis von 13,70€ für Burger und Fritten und werde zum Warten wieder nach draußen geschickt. Die gratis Erdnüsse, die sonst zum Warten serviert werden, gibt es natürlich im Moment nicht. Pluspunkte gibt's aber für den Bon, auf dem man nochmal prüfen kann, ob die ganze Bestellung wirklich korrekt mit allen Toppings verbucht wurde.

Pommes Frittes im Pappbecher
Die kleine Portion Fritten (3,75€) ist ganz schön groß. Hier zu sehen ist in etwa die Hälfte.

 

Irgendwas zwischen 10 und 15 Minuten dauert es, dann wird mir die Bestellung gebracht. Auch bei der Verpackung setzt man auf American Style. Das Essen kommt, übrigens auch beim Verspeisen im Restaurant im Normalbetrieb, im ikonischen Brown Bag, der ein paar schöne Fettspuren aufweist. Der Blick in die Tüte zeigt dann auch gleich warum: Die "kleine Portion" Pommes ist ganz schön gigantisch. Neben dem kultigen Pappbecher, den ihr hier seht, war mindestens nochmal genau so viel an Pommes lose in der Tüte - wenn nicht noch mehr. Als Dipping Sauce gibt's normales Heinz Ketchup und Mayo, mit jeweils 2 Tütchen ist das ganze aber immerhin großzügig bemessen. Allerdings hätte es das vielleicht gar nicht gebraucht, denn die Fritten schmecken selbst ohne jegliche Soße richtig gut! Es mag am Erdnussöl liegen, in dem die Kartoffeln frittiert werden, oder auch am Cut und der Frische der Kartoffeln, in jedem Fall sind die Pommes von Five Guys definitiv eine ganz andere Liga als gewöhnliche Fast Food Fritten. Einige Fritten haben Haut mit dran. Das finde ich nicht nur geschmacklich gut, es zeigt auch, dass die ganze Kartoffel verwendet wird.

Zugeklappter Hamburger von Oben fotografiert.
Auf den ersten Blick leicht schmucklos und etwas knautschig.

 

Aber wie sieht es mit dem Burger aus? Der ist relativ schmucklos in Alufolie gewickelt und sieht ganz schön zusammengematscht aus. Finde ich zwar nicht unbedingt schlimm, weil es den Geschmack nicht beeinflusst, aber verwunderlich ist es schon. Meine örtliche McDonald's Filiale gibt sich da mehr Mühe. Oder vielleicht auch nicht, denn so ein klein bisschen habe ich das Gefühl, dass hier Absicht dahinter steckt. Aber darauf komme ich nochmal zu sprechen. Soweit ich das sehen kann, sind alle Zutaten verbaut und in vernünftiger Anzahl vorhanden. Auffallen tun mir die großen Gewürzgürkchen, die auch geschmacklich einiges mehr zu bieten haben, als die Konkurrenz der Burgerketten. Auch wenn der Burger matschig aussieht, lässt er sich übrigens weitgehend gut essen, ohne das viel herausfällt. Zeit für den ersten Bissen und der ist nicht unbedingt eine Geschmacksexplosion. Auffällig ist zunächst Mal der Geschmack von Bacon und ich stelle zunächst mal fest, dass mir der richtig gut schmeckt. Nicht zu fettig, nicht zu kross. Der Rest ist allerdings erstaunlich unspektakulär. Das Bun ist ein typisches Sesambrötchen, dass gut getoastet ist, aber auch nicht aus der Reihe tanzt. American Cheese, also Schmelzkäse, geht eh immer, und auch sonst sind alle Burgerzutaten solide, aber nix besonderes. Bleibt noch das Fleisch, das in zwei eher dünneren Patties daherkommt. Auch das ist solide, aber nicht in irgendeiner Form herausragend. In den USA wiegt das einzelne Patty dabei rund um die 90 Gramm, macht nach Adam Riese rund 180 Gramm auf den gesamten Burger. Nach meiner Schätzung kommt das in etwa auch in Deutschland hin, Five Guys macht dazu allerdings leider keine direkten Angaben und mit den Nährwertangaben auf der Website scheint irgendwas nicht ganz zu stimmen.

Aufgeklappter Burger mit Soße, zerlaufenem Käse und diversen Toppings
Freie Auswahl bei den Toppings, ich entscheide mich für die Klassiker.

 

All das soll übrigens nicht heißen, dass mir der Bacon Cheeseburger von Five Guys nicht schmeckt. Ich gebe zu, so ein bisschen gefällt mir diese No-Bullshit Attitüde. Der Burger schmeckt fast schon wie die Perfektion eines Standardburgers. Wenn ich den so esse, kriege ich Flashbacks von diversen Burgern, die ich auf dem Universitätscampus, in hier unbekannten Fastfood Restaurants am Rande eines Highways oder diversen Backyard Cookouts verputzt habe. Und genau das scheint hier auch gewollt. Von der Einrichtung über die Verpackung bis hin zu dem Produkt selbst kann ich nicht anders als feststellen, dass Five Guys die amerikanische Fast Food Experience fast schon zu einem Mythos hochstilisiert, was vielleicht auch ein bisschen zu dem Kult darum passt. Man kriegt auch immerhin eine ordentliche Portion in Kombination mit dem Berg Fritten - ich war nach diesem Mahl satt für den ganzen Tag und das ist bei mir selten der Fall. Und trotzdem bleibt am Ende ein kleines Problem.

Aufgeklappter Burger mit Soße, zerlaufenem Käse und diversen Toppings
Sieht zumindest aus wie frisch vom Grill.

 

Wir müssen mal wieder über die Hipsterfication des Hamburges reden. Ich weiß, Hipster Bashing ist alt und billig, aber trotzdem kann ich mir nicht helfen. Das Five Guys Prinzip erinnert mich einfach sehr an dieses Prinzip: Auf ironische Art und Weise ein Kettenrestaurant zu besuchen, das auf fast schon ikonische Art und Weise auch so plastisch aussieht, aber am Ende alleine für Burger und Fritten 14 Euro zu bezahlen und sich dabei über die Schlange vor Burger King lustig machen. Denn eins müssen wir hier nochmal klarstellen. Für dieses Geld, stellenweise auch schon für durchaus weniger, kriege ich in Berlin problemlos einen hochwertigen Dinerburger mit dickem Patty, medium gegrillt und ebenfalls frischen Fritten, der dann auch nochmal geschmacklich und zumindest beim Fleisch in einer ganz anderen Liga spielt. Ich kann nicht behaupten, dass mir der Five Guys Bacon Cheeseburger nicht geschmeckt hätte, aber die Preis-Leistung ist hier geradezu absurd verzerrt. Five Guys mag um einiges besser sein, als die Kettenrestaurants, die wir in Deutschland haben, bei Preisen, die locker beim Doppelten liegen muss ich aber leider attestieren, dass man hier eben den Kult mitbezahlt.

Angebissener Burger mit Käse und Bacon im Querschnitt
Lecker, auf jeden Fall. Aber den Preis wert?

 

Würde ich also Five Guys empfehlen? Schwierig. Der Burger ist lecker, wenn auch nicht überdurchschnittlich. Verputzen würde ich ihn jederzeit wieder, aber nochmal so viel dafür bezahlen möchte ich eigentlich nicht. Vielleicht komme ich aber irgendwann nochmal für die Fritten wieder.